Illustration eines Herzens und eines Gehirns in einem mystischen Kreis mit Sternen und Mond. Symbol für die Balance zwischen Herz und Verstand.

Vergiss es, sagt der Kopf – doch das Herz bleibt

Der ewige Kampf zwischen Herz und Verstand

Manchmal wünsche ich mir, mein Verstand hätte recht. Er sagt mir, dass es irgendwann leichter wird. Dass ich nur genug analysieren, genug schreiben, genug verstehen muss, dann löst sich alles auf. Er redet mir ein, ich könnte Kontrolle behalten, wenn ich nur scharf genug hinschaue.

Aber mein Herz lacht darüber. Oder besser gesagt: es bleibt stumm und weigert sich, klein beizugeben. Es bleibt, auch wenn mein Kopf längst kapituliert hat. Es kennt keine Regeln, keine Zeit, kein „es ist vorbei“.


Fühlen ohne Ausweg

Ich habe in meinem Leben schon unzählige Worte gefunden, habe Geschichten aufgeschrieben, Träume gedeutet, Muster durchschaut. Ich kann andere Menschen bis in ihre Abgründe erkennen und doch stolpere ich immer wieder über mich selbst. Es ist fast grausam: dieses intensive Fühlen, das mich bis in die Knochen durchdringt, aber mich keinen Schritt weiterbringt, wenn mein Gegenüber blockiert.

Und manchmal frage ich mich: Verliere ich mich selbst im Analysieren? Suche ich wirklich nach Klarheit oder ist es nur eine raffinierte Form von Kontrolle? Manchmal schreibe ich tausende Worte, nur um nicht spüren zu müssen, dass die wahre Aufgabe darin liegt, innezuhalten. Nicht zu rennen. Nicht zu erklären. Sondern einfach dazubleiben, wo es weh tut zu fühlen. Und zu vertrauen.

Und dann frage ich mich: Wofür eigentlich? Wofür all diese Worte, diese Klarheitssuche, dieses gnadenlose Fühlen, wenn am Ende nichts zurückkommt? Vielleicht ist das die größte Ironie: dass ich alles sehe, alles spüre und trotzdem mit leeren Händen dastehe. Und doch glaube ich – gegen jede Logik – dass es seinen Sinn hat. Dass etwas kommt. Irgendwann.


Erkenntnis ohne Veränderung

Vielleicht ist das die ehrlichste Wahrheit:
Dass ich gefangen bin in diesem Widerspruch.

Mein Kopf schreit: Es darf nicht sein. Hör auf. Vergiss es. Und doch flüstert mein Herz unerschütterlich: Das kann doch nicht für nichts sein. Es ist gar nicht möglich, so zu fühlen, ohne dass das Wunder geschieht. Denn tief in mir weiß ich: Es ist Bestimmung. Und wie könnte ich etwas bekämpfen, das sein soll?

Kein Blogbeitrag, kein Buch, kein kluger Gedanke erlöst mich. Mein Kopf versucht, das Herz zum Schweigen zu bringen und mein Herz hält stand. Unerschütterlich.

Manchmal frage ich mich, ob mein Festhalten an diesem Fühlen nicht selbst eine Art Flucht ist. Ob ich den Schmerz brauche, um mich lebendig zu fühlen. Und genau da liegt die Gefahr: dass ich mir selbst vormache, es ginge um „Tiefe“, während es in Wahrheit nur ein Kreis ist, in dem ich mich drehe.

Doch eines habe ich gelernt: Nur weil ich die wahre Essenz eines Menschen erkenne, heißt das noch lange nicht, dass er sie auch leben will. Manche Menschen entscheiden sich dagegen und das muss ich akzeptieren. Ich kann niemanden ändern, niemanden retten. Dieses Bedürfnis, andere zu schützen, trage ich seit meiner Kindheit in mir. Vielleicht, weil ich schon immer mehr gesehen, mehr gespürt habe als andere. Aber es ist nicht meine Aufgabe, die Kämpfe anderer zu führen.

Irgendwann taucht ein Mensch auf, der dir schonungslos den Spiegel hinhält. Und dann begreifst du: Nicht den anderen musst du retten. Sondern dich selbst.


Die Lektion von Herz und Verstand

Und vielleicht ist genau darin die eigentliche Lektion:
Dass keiner gewinnen muss. Dass ich lernen darf, beide Stimmen auszuhalten. Den Kopf, der schützen will. Das Herz, das bleibt. Und dass ich irgendwann zwischen beiden zu sitzen lerne, nicht als Richterin, sondern als Zeugin meiner eigenen Wahrheit.

Heute stehe ich nicht mehr mitten im Schmerz. Ich habe meine Schatten gesehen, meine Dämonen beim Namen genannt und ich habe Frieden mit ihnen geschlossen. Das heißt nicht, dass der Weg zu Ende ist. Es gibt Dinge, die gehen weiter, Wege, die man nicht alleine gehen kann. Aber ich habe gelernt, mit mir selbst im Reinen zu sein, egal, was kommt.

Und doch gehört auch das zur Wahrheit: Erkenntnis allein verändert nichts. Wer sie nicht lebt, bleibt in sich gefangen. Manche Menschen brauchen Zeit, um ihre Essenz wirklich anzunehmen. Man kann sie nicht retten, nicht überreden, nicht wachküssen. Am Ende ist es nicht das bloße Fühlen, das entscheidet, sondern der Mut, es zu leben.

Ich habe lange geglaubt, es sei meine Aufgabe, andere zu tragen. Heute weiß ich: Meine Aufgabe bin ich. Alles andere liegt jenseits meiner Macht. Und ich bin nicht mehr bereit, Lasten zu schultern, die nicht die meinen sind.


Ausblick: Herz und Verstand in Balance

Manchmal braucht es nur einen kleinen Moment, um Herz und Verstand in Balance zu bringen. Ein stilles Ritual, eine Kerze, ein Atemzug. Darüber werde ich in einem der nächsten Beiträge schreiben, ein Weg, wie Herz und Verstand sich für einen Augenblick die Hand reichen können.

Ich bin so einzigartig wie jeder andere auch.
Und ich bin so wertvoll, dass ich es verdiene, sichtbar zu werden.

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