Stiller See bei Abenddämmerung im Querformat, leichte Sternen am Himmel spiegeln sich sanft im Wasser – ruhige, magische Stimmung.

Wenn das Herz schon früher wusste

Es gibt Begegnungen, die brennen sich ein - nicht, weil wir sie damals verstanden hätten, sondern weil sie grösser waren, als wir begreifen konnten. Oft geschieht das in einer Zeit, in der wir selbst noch halbe Kinder sind: neugierig, unsicher, mitten im Entdecken des Lebens. Und plötzlich steht da jemand, der uns zeigt, was Liebe eigentlich ist.

Ein kleiner Zettel, ein grosser Riss

Doch während wir noch im Spielen und Suchen waren, trug der andere vielleicht schon das Wissen in sich. Eine Klarheit, die uns damals fremd war. Wir konnten sie nicht erfassen wir konnten sie nicht halten.

Manchmal genügt ein kleiner Zettel, eine einzige Geste, und ein Leben nimmt eine andere Richtung. Nicht aus Kälte, nicht aus Berechnung, sondern aus Unwissenheit. Wir handeln mit einem kindlichen Herzen, unfähig zu ahnen, dass wir dabei etwas Kostbares zutiefst verletzen, vielleicht sogar brechen. Jahre später erkennen wir: Ein einziger Moment kann tiefer schneiden, als wir jemals dachten.

Was bleibt und was wiederkehrt

Und doch, das Leben geht weiter. Ein gutes Leben. Mit all seinen Höhen und Tiefen, Begegnungen, Entscheidungen. Wir lachen, wir wachsen, wir tragen Verantwortung. Und irgendwo, tief in uns, bleibt ein stiller Nachhall. Manchmal unhörbar, manchmal kaum spürbar. Und dann wieder gibt es Tage, an denen ein Blick, ein Lied, ein Ort diesen alten Faden berührt, und plötzlich steht alles wieder da, als wäre es nie vergangen.

Die Bitte um Vergebung

Es sind die Momente, die uns zwingen hinzuschauen. Sie stellen Fragen, die keine einfachen Antworten kennen: Ist es zu spät? Kann man das, was damals zerbrach, jemals wieder gutmachen? Vielleicht nicht heilen, aber den Riss glätten, die Wunde mit Liebe umfassen. Doch wenn man nicht einmal die Chance dazu erhält, bleibt nur die Frage.

Und manchmal möchte man einfach nur sagen:
Vergib mir.
Vergib mir, dass ich dein Herz gebrochen habe, als wir noch viel zu jung waren. Vergib mir, dass ich weggelaufen bin, weil die Angst grösser war als meine Kraft. Ich habe gefühlt, was du gefühlt hast, nur konnte ich es nicht tragen. Ich zog Mauern hoch, setzte eine Maske auf und rannte los. Doch dein Blick blieb mir in jeder Ecke, in jedem Schatten, in jeder Disco-Nacht. Dreissig Jahre lang rannte ich, bis wir uns wiedertrafen.

Der magische Moment

Und dann geschah es: ein einziger Moment, wie ein Komet, der einschlägt und alles verändert. Ein Urknall. Plötzlich war alles glasklar. Als du mich in deine Arme schlossest, war es, als würde die Zeit stillstehen, ein Lichtblitz fuhr durch mich hindurch, so warm, so gewaltig, dass er jede Mauer in mir sprengte. Mein ganzer Körper bebte, als hätte das Universum selbst beschlossen, mich an das zu erinnern, was ich vergessen hatte. Für einen Augenblick war alles eins: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.

Und in den Tagen danach schien die Welt nur noch aus diesem Licht zu bestehen. Es war, als ob wir beide für einen kurzen Atemzug jenen Raum betraten, der immer schon uns gehörte.

Doch irgendwann kippte das Licht. Ein Schatten legte sich über uns, leise zuerst, dann unaufhaltsam. Was für einen Augenblick grenzenlos schien, wurde wieder eng, schmerzte. Mauern wuchsen dort, wo eben noch Offenheit war. Und so tauschten wir die Rollen: Diesmal warst du es, der sich verschloss und weglief.

Illusion und Frieden

Vielleicht ist es das Spiel der Spiegel. Vielleicht ist es das Leben selbst, das uns zwingt, immer wieder hinzuschauen, bis wir bereit sind.

Das Leben lehrt uns Vergebung. Für uns selbst, für den anderen. Denn wir waren Kinder. Wir konnten nicht wissen, was wir taten. Schuld ist eine Illusion, doch die Sehnsucht nach Frieden ist wahr. Frieden entsteht dort, wo wir die Vergangenheit nicht länger als Last tragen, sondern sie in Dankbarkeit annehmen: als Teil dessen, was uns geformt hat.

Vielleicht geht es genau darum. Nicht um Schuld oder Unschuld, nicht um richtig oder falsch, sondern um das Anerkennen dessen, was war. Und im gleichen Atemzug das Loslassen, damit Neues geboren werden kann. Sich selbst zu vergeben und dem anderen die Möglichkeit zu lassen, es ebenso zu tun.

Grösser als die Zeit

Denn manchmal ist eine Liebe grösser als Zeit, grösser als die Fehler der Vergangenheit. Sie verschwindet nicht, wenn wir uns verlieren, sie verstummt nicht, wenn wir Mauern bauen. Sie bleibt, still und geduldig, wie ein heimliches Leuchten unter der Haut. Und sie wartet nicht im Stillstand, sondern trägt uns weiter, während wir leben, lernen, atmen.

Das Universum kennt keine Zeit. Doch wir hier auf Erden haben nur diese eine, begrenzte Spanne, um zu erkennen, was wirklich zählt.

Vielleicht ist es genau das, was uns irgendwann zum Wunder führt, diesmal mit offenen Augen, mit offenen Herzen und mit dem Wissen: Es war immer schon vorgegeben. Und wenn zwei Seelen einander wirklich gehören, dann überdauern sie selbst die Fehler eines Kindes.

Die Zeit allein heilt keine Wunden. Doch sie lässt die Melodie weiterklingen, leise und geduldig. Und ich weiß: Wenn Vergebung ihren Ton trifft, wird mein Herz heil und das Wunder findet seinen Weg. 🔗⭐

Ein persönlicher Nachhall

Solche Texte entstehen oft aus stillen Momenten, in denen Erinnerungen und Gefühle plötzlich Form annehmen. Meist teile ich sie auf YouTube, wo ich poetische Gedanken und innere Bilder in die Welt hinaustrage. Doch manchmal fühlen sie sich auch hier am richtigen Platz an, als kleine Spur von dem, was uns alle verbindet.

Diese Zeilen sind ein persönlicher Blick auf das, was Liebe, Vergebung und Zeit in uns bewirken können. Jeder darf darin seine eigene Geschichte wiederfinden.

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